Zinfandel Day, Kalifornien, Rotwein

Am 19. November 2025 feiern Weinliebhaber rund um den Globus den Zinfandel Day – eine Hommage an eine Rebsorte mit Kultstatus, unverwechselbarem Charakter und einer Geschichte, so spannend wie ihr Geschmack.

  • Ein Toast auf den Charakter

    Die Geschichte des amerikanischen Klassikers Zinfandel zählt zu den faszinierendsten der Weinwelt – und zeigt exemplarisch, wie moderne Forschung ein jahrhundertelanges Rätsel um Herkunft und Identität lösen konnte. Um diese außergewöhnliche Rebsorte und ihre bewegte Vergangenheit zu würdigen, rief die Vereinigung Zinfandel Advocates & Producers 2012 den Zinfandel Day ins Leben, der seither jedes Jahr am dritten Mittwoch im November gefeiert wird. Mit Verkostungen, Events und Social-Media-Aktionen rückt dieser Tag eine Rebsorte ins Rampenlicht, die weit mehr ist als nur eine kalifornische Ikone: Denn Zinfandel vereint die sonnige Opulenz der Neuen Welt mit den alten Wurzeln Europas.

  • Die wahre Geschichte des Zinfandel

    Einst galt Zinfandel als Kaliforniens „mysteriöse Traube“ – ihre Herkunft gab Forschern jahrzehntelang Rätsel auf. Das änderte sich, als DNA-Analysen bewiesen, dass ihre Wurzeln in „good old Europe“ liegen.
    Die Chronologie dieser Entdeckung liest sich wie ein internationales Weinabenteuer: Schon in den 1960er-Jahren vermuteten einige Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler eine enge Verwandtschaft mit der süditalienischen Sorte Primitivo. Den endgültigen Beweis lieferte jedoch erst 1994 das Team um die Rebforscherin Carole Meredith an der University of California – sie entschlüsselten das Erbgut der Sorten und bestätigten: Zinfandel und Primitivo sind genetisch identisch. Doch das ist erst die halbe Geschichte.

  • Drei Namen, eine Herkunft

    Denn damit war die Forschungsreise noch nicht beendet. Die Suche nach der ursprünglichen Heimat des Zinfandel a.k.a. Primitivo führte die Forscherinnen und Forscher Ende der 1990er-Jahre an die kroatische Adriaküste: Hier in Dalmatien entdeckten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in einem alten Weinberg bei Kaštel Novi eine Rebe mit dem Namen Crljenak Kaštelanski, deren DNA exakt mit der von Zinfandel bzw. Primitivo übereinstimmte. Damit war das jahrzehntelange Rätsel um die Herkunft nun endgültig gelöst. Historische Quellen belegten später, dass diese Rebsorte in Dalmatien bereits im 15. Jahrhundert unter dem Namen Tribidrag bekannt war – ein Name, der 2011 offiziell wieder eingeführt wurde.

  • Goldrausch im Glas

    Nachdem Tribidrag im 18. Jahrhundert von Dalmatien nach Apulien gekommen war, gelangte die Sorte über Handelsrouten und Auswanderer im 19. Jahrhundert schließlich von Italien nach Amerika. Zunächst an der Ostküste kultiviert, zog die nun Zinfandel genannte Rebe mit den Siedlern gen Westen und erreichte während des Goldrauschs in den 1850er-Jahren das sonnenverwöhnte Kalifornien. Hier verbreitete sich der "Zin" rasant: Rund um neue Minenstädte entstanden unzählige kleine Weingärten, die den Grundstein für das spätere Weinwunder des Westens legten. Denn Zinfandel erwies sich als erstaunlich robust und vielseitig – eine perfekt angepasste Rebsorte, die gleichermaßen kräftige und würzige Rotweine wie auch saftig-fruchtige oder opulente, süße Varianten hervorbrachte.

  • Unverwechselbar kalifornisch

    Auch wenn Zinfandel genetisch identisch mit Primitivo und Tribidrag ist, zeigt er sich in Kalifornien von einer ganz eigenen Seite. Nicht nur aufgrund der Weinbereitung, sondern auch wegen des Klimas und der Böden unterscheidet sich Zinfandel hinsichtlich der Vitalität der Reben und der Beerengröße von seinen italienischen und kroatischen Verwandten – und besitzt einen unverwechselbaren Charakter. Typisch für einen "California Zin" sind tiefdunkle Fruchtaromen von Brombeere, Pflaume oder Schwarzkirsche, begleitet von würzigen Noten, die an Pfeffer, Nelke, Anis oder getrocknete Kräuter erinnern. Die Weine zeigen meist einen mittleren bis vollen Körper, reife Tannine und einen kräftigen Alkoholgehalt – ein Stil, der von elegant und feinwürzig bis kraftvoll und üppig reicht, je nach Terroir und Handschrift der Winzerinnen und Winzer.