Seine Ursprünge reichen vermutlich bis ins späte 17. Jahrhundert zurück. Über Generationen wechselten die Besitzer, bis 1868 der Bankier Baron James de Rothschild das Anwesen bei einer Auktion erwarb. Bereits 1855 als Premier Cru Classé ausgezeichnet, galt Lafite schon damals als der Liebling unter den prämierten Ersten Gewächsen – war er bei Auktionen stets als erster vergriffen. «La Hite» – der kleine Hügel – gab nicht nur dem Weingut seinen Namen, sondern ist auch das Geheimnis seines Ruhms. Der feinkörnige, tiefgründige Kies mit Kalksteinuntergrund bietet ideale Drainage und perfekte Bedingungen für die Reife der Trauben. Besonders geschätzt: das 50 Hektar grosse erhöhte Plateau westlich des Châteaus mit optimaler Sonneneinstrahlung. Hier wurzeln Reben, die bis zu 140 Jahre alt sind und das Herzstück eines Lafite bilden.
Präzision von der Rebe bis ins Fass
Auf 112 Hektar gedeihen Cabernet Sauvignon, Merlot, Cabernet Franc und Petit Verdot. Lafite befindet sich in der Umstellung auf ökologischen Weinbau und arbeitet parzellenweise, um jede Nuance des Terroirs bei der Vinifizierung zu bewahren. Die Gärung erfolgt – je nach Charakter der Trauben – in Holz-, Edelstahl- oder Betontanks. Jede Partie wird einzeln verkostet, und nur die besten Fässer – gefertigt in der hauseigenen Küferei – finden den Weg in den Grand Vin.
Der Grand Vin – die Essenz von Lafite
Mindestens zehn Jahre alte Reben liefern die Trauben für eine Cuvée, die zu über 90% aus Cabernet Sauvignon besteht, ergänzt durch Merlot und Petit Verdot. 15 Monate Reifung in neuer französischer Eiche formen einen Wein von diskreter Nase mit Anklängen an Leder, Veilchen und Kirsche. Am Gaumen entfaltet er aus einer fast schüchternen Zurückhaltung heraus eine ungeheure Kraft, getragen von seidenweichen Tanninen. Der Abgang – lang, präzise, unvergesslich – ist pure Premier-Cru-Magie.
Carruades de Lafite – der kultivierte Zweitwein
Der Carruades de Lafite spiegelt die Handschrift des Grand Vin in zugänglicher Form. Die Reben, mindestens zehn Jahre alt, wachsen vor allem auf Tonschotterböden – darunter 4.5 Hektar in der Nachbargemeinde Saint-Estèphe, die dank historischer Regelungen dennoch als Pauillac gelten. Merlot dominiert die Cuvée, ergänzt von Cabernet Sauvignon und Petit Verdot, mit 16 Monaten Reifung in französischer Eiche.
Anseillan – der charaktervolle Drittwein
Anseillan, der Drittwein, stammt aus einer kleinen Nachbargemeinde mit schwereren Böden. Hier prägt ein hoher Merlot-Anteil das Bild. Kraftvoller, dichter und erdiger als Lafite oder Carruades, verkörpert er eine eigenständige Interpretation des Pauillac-Terroirs mit eigenem Charakter und Ausdruck.