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Bio im Fokus
Weine aus ökologischem Anbau sind so populär wie nie zuvor. Die Gründe dafür sind vielfältig – neben Umweltschutz und einem ausbalancierten Ökosystem steht die Gesundheit von Pflanzen, Tieren und Menschen bei diesem Wandel ebenso im Mittelpunkt wie die Herausarbeitung des individuellen Terroircharakters.
von Anselm Link am 04.05.2023
Biowein – so beliebt wie noch nie
Bis in die 1950er-Jahre war es in der Landwirtschaft weltweit üblich, die "chemische Keule" im Kampf gegen Schädlinge und Unkraut einzusetzen, weil man damals noch wenig über die negativen Auswirkungen dieser Hilfsmittel wusste. In den folgenden Jahrzehnten ist der systematische Einsatz von Pestiziden und synthetischem Dünger zunehmend in die Kritik geraten und wird heute als unvereinbar mit nachhaltiger Landwirtschaft betrachtet. Weil sich also das Bewusstsein hinsichtlich Naturschutz sehr stark gewandelt hat, nehmen Bio-Weine längst nicht mehr nur einen winzigen Teil im Regal ein, sondern sind mittlerweile eine feste Marktgrösse mit breiter Akzeptanz in der Bevölkerung – und die Nachfrage wird immer grösser.
Denn nicht nur angesichts von Klimawandel, Naturkatastrophen und dem Verlust der Biodiversität ist nachhaltige Landwirtschaft und sorgsamer Umgang mit den Ressourcen ein höchst aktuelles Thema. Denn im Weinbau kann eine ökologische Arbeitsweise auch dazu beitragen, historische Kulturlandschaften zu erhalten, die Weinqualität zu verbessern und den individuellen Ausdruck des Terroirs zu verstärken. In nur wenigen Jahren hat sich die Anzahl ökologisch bewirtschafteter Weinberge deshalb vervielfacht, sodass in Deutschland bereits mehr als zwölf Prozent der Rebfläche nach biologischen Richtlinien bewirtschaftet werden und auch der Trend zur Biodynamie ungebrochen ist – Tendenz weiter steigend.
In Italien, Frankreich und Spanien ist der Anteil ökologisch bewirtschafteter Weinberge dank optimaler klimatischer Bedingungen mit geringen Niederschlägen und trockenen Winden sogar noch deutlich höher als bei uns, weil die Witterung vielen Fäulnis-Krankheiten gar keine Grundlage bietet. Noch liegen knapp neunzig Prozent der weltweit zertifizierten Bio-Weinbaufläche in Europa, aber auch auf allen übrigen Kontinenten ist der Trend zur Bio-Produktion deutlich erkennbar.
Biologischer Weinbau ist eine Produktionsform zur Herstellung von Wein auf der Grundlage möglichst naturschonender Bewirtschaftungsmassnahmen – insbesondere hinsichtlich der Bodenbearbeitung, der Düngung und des Pflanzenschutzes. Die Umsetzung erster ökologischer Weinbau-Konzepte begann in den 1960er-Jahren. Ab 1980 wurde der Bio-Weinanbau dann zunehmend von Anbauverbänden wie Bioland, Ecovin, Naturland oder Demeter strukturiert und von deren unterschiedlichen Anbauregeln geprägt. Seit den 1990er-Jahren existieren einheitliche, grundlegende Standards sowie europaweit gültige Vorschriften für Bio-Weine, die unter anderem die Verwendung von ökologischen Pflanzenschutz- und Düngemitteln vorgeben und regelmässige Kontrollen der Weingüter festlegen. Ziel ist es, ein ausbalanciertes Ökosystem mit Artenvielfalt, gesunden Böden und vitalen Pflanzen im Weinberg zu erhalten.
Der Biologisch-Dynamische Weinbau ist eine Produktionsform für die Herstellung von Trauben und Wein, die auf den österreichischen Anthroposophen Rudolf Steiner zurückgeht. Die Kernaussage seiner Philosophie lautet, dass die Krankheit einer Pflanze das Zeichen eines natürlich gestörten Gleichgewichts und auf den Einsatz von chemischen Hilfsmitteln bei der Düngung zurückzuführen ist. Deshalb werden beim biodynamischen Weinbau verschiedene Massnahmen des Pflanzenschutzes in sehr strenger Form angewendet, um das Ökosystem und die natürlichen Ressourcen zu schonen. Zudem sollen die Lebensprozesse durch das Zusammenwirken irdischer und kosmischer Kräfte gezielt gefördert werden. Deshalb erfolgen der Rebschnitt, das Düngen, das Jäten und auch die Ernte richten sich nach einem spezifischen Rhythmus. Der Boden sollte ausserdem mindestens einmal im Jahr gepflügt werden, wenn möglich mit Pferdegespann und nicht mit Traktor. Er ist mit Kompost zu revitalisieren und mit Mineralien zu behandeln, damit er wieder zum Lebensraum vielfältiger Mikroorganismen mit natürlichem Gleichgewicht wird.
Die Vorbildfunktion der Top-Weingüter
Für die immer grösser werdende Akzeptanz von Bio-Wein spielen insbesondere internationale Spitzenproduzenten wie beispielsweise Château Pontet-Canet, Planeta oder Château Beaucastel eine enorm wichtige Rolle. Denn mit ihren ökologisch produzierten Weltklasseweinen, die von Kritikern hoch bewertet und von Weingeniessern in aller Welt verehrt werden, unterstreichen sie nachdrücklich, dass Bio-Weinbau nicht nur der Ausdruck einer ideologischen Überzeugung ist, sondern vor allem dazu beiträgt, das einzigartige Terroir einer Region noch besser zur Geltung zu bringen.
Denn in naturgesunden Weinbergen, in denen wilde Kräuter und Gräser wachsen und neben Bienen und Schmetterlingen auch viele Mikroorganismen zuhause sind, ist die Interaktion zwischen dem Boden und den Rebstöcken besonders ausgeprägt und der Geschmack der Trauben besonders intensiv. Dadurch animieren sie auch viele andere Winzer dazu, die aufwändige Umstellung von konventionellem zu biologisch zertifiziertem Weinbau auf sich zu nehmen, für die nicht nur Wissen und Erfahrung, sondern auch viel Handarbeit und grosse Aufmerksamkeit im Weinberg erforderlich ist.
Bio in der Praxis
Im Unterschied zum konventionellen Weinbau finden bei der ökologischen Bewirtschaftung chemisch-synthetische Mittel ebenso keine Verwendung mehr wie künstlich hergestellte Dünger und Herbizide. Statt Mineraldünger kommen nur Humus, Kompost oder andere organische Nährstofflieferanten zum Einsatz. Für den Pflanzenschutz finden sowohl Verfahren wie die Verwirrmethode mit Pheromonen oder Nützlinge als natürliche Fressfeinde Verwendung wie auch die Behandlung mit Schwefel oder Backpulver. Kupfer kommt zum Pflanzenschutz zwar ebenfalls zum Einsatz, allerdings in deutlich geringeren Dosen als allgemein üblich.
Zudem versucht man, die Widerstandsfähigkeit der Reben mit natürlichen Pflanzenstärkungsmitteln zu erhöhen. Um den Boden aufzulockern und die Artenvielfalt in den Weinbergen so aktiv wie möglich zu erhalten, werden ökologisch bewirtschafteten Weinberge ausserdem zwischen den Rebzeilen mit verschiedensten Pflanzen begrünt und Unkraut wird ausschliesslich mechanisch entfernt, um eine weitere Verdichtung des Erdreiches zu vermeiden.
Und auch im Prozess der Weinbereitung, der Gärung und des Ausbaus sind für die Herstellung von Bio-Wein weniger Eingriffe zugelassen als in der konventionellen Weinbereitung. Beispielsweise wird die Gärung von vielen Produzenten möglichst durch weinbergseigene, natürliche Hefen in Form einer so genannten Spontangärung durchgeführt, was aber keine unbedingte Vorgabe ist.
Weisswein-Raffinesse à la Velenosi
Heute dreht sich alles um Pecorino. Im Mittelpunkt steht dabei aber nicht köstlicher Schafskäse, sondern eine autochthone Weissweinperle aus der mittelitalienischen Region Marken. Eine regionale Spezialität mit individueller Persönlichkeit – unweit der Adria gewachsen und mit beeindruckendem Fingerspitzengefühl im kleinen Holzfass ausgebaut.von Anselm Link
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Bella Italia. Was schwingt nicht alles mit in diesen zwei Worten. Nicht umsonst ist Italien eines der beliebtesten Ferienländer der Welt. Denn südlich der Alpen gibt es nicht nur antike Kultur an jeder Strassenecke, eine herrlich mediterrane Landschaft mit Stränden und Meer so weit das Auge reicht, unzählige Sonnenstunden und wunderbar gastfreundliche Menschen, sondern auch Gaumenfreuden in Hülle und Fülle. Von Anselm Link
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Il Seggio: Allegrinis Handschrift aus dem Bolgheri
Auf der Etikette dieses intensiven Bolgheri-Blends von Poggio al Tesoro wird der Lauf des Flusses Seggio skizziert, der die wichtigste Wasserquelle der Region darstellt. Mit ihrer Unterschrift bürgt Marilisa Allegrini persönlich für die Qualität dieser beeindruckenden Cuvée. Ob als kulinarischer Begleiter oder als Präsent: Der edle Bolgheri Il Seggio ist immer eine erstklassige Wahl.
Winzer im Fokus – Campo al Mare
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