Champagner: Wie ein Missgeschick Geschichte schrieb

Ein Zufall machte Champagner weltberühmt: Bläschen im Wein, ein erfinderischer Mönch und mutige Unternehmerinnen prägten den Aufstieg des prickelnden Luxusgetränks. Eine spritzige Reise durch Geschichte, Genuss und Glamour.

Manchmal sind es ausgerechnet die Fehler, die Geschichte schreiben. Beim Champagner begann alles mit genauso einem Missgeschick: Denn, plötzlich bildeten sich Bläschen im Wein – sehr zum Ärger der damaligen Winzer. Heute wissen wir: Genau diese Bläschen machten den Wein weltberühmt.

  • Von Römern und Mönchen

    Die Wurzeln des Champagners reichen rund 1500 Jahre zurück. Bereits die Römer pflanzten die ersten Reben in der Champagne und hinterliessen kilometerlange unterirdische Kreidestollen. Diese boten später ideale Bedingungen für die Lagerung von Wein: kühl, konstant und geschützt. Im Mittelalter waren es dann vor allem Mönche, die den Wein anbauten, segneten und bei festlichen Anlässen in rauen Mengen servierten.

  • Ich trinke die Sterne

    Einer dieser Mönche sollte Geschichte schreiben: Dom Pérignon. Ab 1668 arbeitete der Benediktiner als Kellermeister an der perfekten Mischung verschiedener Trauben, der sogenannten «Cuvée». Sein Ziel war ein besonders klarer, hochwertiger stiller Wein. Doch dann kam der Winter. Die Kälte stoppte die Gärung, die Flaschen wurden mit Bienenwachs verkorkt. Als es im Frühling wärmer wurde, setzte die Gärung erneut ein. Kohlensäure entstand, der Druck stieg – und der Wein begann zu perlen. Die Méthode traditionnelle war geboren. Schon nach dem ersten Schluck soll Dom Pérignon verzückt ausgerufen haben: «Kommt schnell, ich trinke die Sterne!» Poetischer lässt sich ein Zufall kaum feiern.

  • König, Kunst und Adel

    Was zunächst als Makel galt, wurde rasch zum Trend. Besonders die Engländer begeisterten sich für den schäumenden Wein. Bald folgten Könige, Künstler und Denker: Ludwig XIV. machte Champagner zu seinem Hauswein, Voltaire und Goethe schätzten ihn ebenso. Champagner wurde zum Symbol für Luxus, Lebensfreude und grosse Momente.

  • Erfindergeist und kluge Köpfe

    Der Weg zur Perfektion war allerdings steinig. Flaschen explodierten, Korken flogen, der Wein blieb trüb. Erst im 19. Jahrhundert sorgten kluge Unternehmerinnen für den entscheidenden Durchbruch. Veuve Clicquot erfand das Rüttelpult, mit dem sich der Hefesatz entfernen liess, ohne die Kohlensäure zu verlieren. Louise Pommery wiederum brachte den ersten trockenen Champagner, den «Brut», auf den Markt – zunächst für den englischen Geschmack, später für die ganze Welt.

  • Wissenschaft und Leidenschaft

    Auch der Verschluss wurde zur Wissenschaft: Holzkeile, Hanfseile und Eisendraht hielten dem Druck kaum stand, bis das Drahtkörbchen mit Metallkappe erfunden wurde. Heute ganz selbstverständlich und nicht wegzudenken, damals eine echte Sensation. Und wer hätte gedacht, dass daraus sogar eine Sammelleidenschaft entstehen würde? Sie trägt den klingenden Namen Placomusophilie.

  • Glamour und Esprit

    Im 20. Jahrhundert wurde schliesslich gesetzlich festgelegt, was Champagner überhaupt sein darf: Nur Schaumwein aus der Champagne, hergestellt nach exakt vorgeschriebener Methode, verdient diesen Namen. Kein Wunder also, dass Champagner bis heute etwas Besonderes geblieben ist.

    Hinter jedem Glas Champagner steckt daher weit mehr als feine Perlage: eine Geschichte voller Zufälle, kluger Köpfe, mutiger Menschen – und natürlich ein Hauch französischen Glamours.