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Biowein und Terroir: Staatskellerei Zürich setzt auf Natur
Christoph Schwegler, Geschäftsführer der Staatskellerei Zürich, und Kellermeister Jan Amann setzen mit Leidenschaft auf biodynamischen Weinbau. Trotz klimatischer Herausforderungen entstehen charaktervolle Weine – Bio ist für sie ein zentraler Teil der Zukunft des Weinbaus.
Von Benedikt Hesoun am 26.06.2025
Christoph Schwegler ist ein überzeugter Verfechter des biologischen und biodynamischen Weinbaus – ein Mann, der mit viel Herzblut und Überzeugung den Wandel im Weinberg vorantreibt. Im Interview erzählt er über die Motivation hinter diesem Weg, die Herausforderungen im Zürcher Klima und das grosse Potenzial, das in biologischen Weinen steckt. Einige der rund 100 Winzerinnen und Winzern, mit denen er zusammenarbeitet, haben bereits komplett auf biologische oder biodynamische Methoden umgestellt – ein Prozess, den Schwegler aktiv unterstützt und mit viel Engagement begleitet. Sein Ziel: Immer mehr Bewusstsein für eine nachhaltige und zukunftsgerichtete Bewirtschaftung der Rebberge zu schaffen und zu erhalten.
Wie die Reise begann
«Unsere biologische Geschichte begann nicht mit einem einzelnen ausschlaggebenden Moment», erzählt Schwegler. «Es war vielmehr eine Verkettung von vielen kleinen Ereignissen und vor allem ein Prozess, der sich über zehn Jahre immer mehr verfestigt hat.» Das Ziel war klar: eine Vorreiterrolle einzunehmen und andere zu inspirieren. Denn, gerade der Klimawandel mit seinen Extremwetterlagen macht diesen Schritt für eine nachhaltige Zukunft unumgänglich.
Mit der Unterstützung von Bio-Pionier Valentin Plattner und dem Gut Rheinau, welches den Rebberg Chorb rein biodynamisch bewirtschaftet, trägt dieses Engagement bereits rege Früchte. «Wir konnten eine etablierte biodynamische Linie kreieren, die auch andere motiviert, diesen neuen Weg zu gehen.» Gerade mit den biodynamischen Weinen Solaris – benannt nach der gleichnamigen, pilzwiderstandsfähigen Rebsorte – und Lunaris, deren Namen fast schon Programm sind für den respektvollen, nachhaltigen Zugang zum Weinbau und ein klares Statement für Biodynamik geben, ist der Staatskellerei Zürich dies auch erfolgreich gelungen.
Bio ist wahrlich kein Spaziergang
Doch der biologische und biodynamische Anbau ist kein Spaziergang – gerade in einem Gebiet wie Zürich, welches zur gemässigten Klimazone zählt. Feuchte Perioden und längere Niederschläge sind der perfekte Nährboden für Pilzbefall, vor allem Mehltau, der immer wieder grosse Herausforderungen mit sich bringt. «Die Möglichkeiten bei den zugelassenen Spritzmitteln sind begrenzt, und das macht die Arbeit enorm anspruchsvoll», erklärt Schwegler. Dazu kommen Schädlinge, die nur in gesunden Massen bekämpft werden können – etwa mit Nützlingen wie der Schlupfwespe. Das schlägt sich öfters auch auf den Ertrag nieder, der um bis zu 30 Prozent sinkt, was wiederum die aufwendige Laubarbeit teuer und zeitintensiv macht.
Die tägliche Arbeit im Rebberg verändert sich dadurch stark. «Im biologischen Weinbau gibt es einfach viel mehr zu tun», erzählt Christoph Schwegler. Natürliche Mittel wie Kupfer und Schwefel erfordern mehr Spritzgänge, damit sie effektiv wirken. Permanente Wetterbeobachtungen, intensive Bodenpflege und ein feines Gespür für die Begrünung des Weinbergs sind unerlässlich. «Hier braucht es einen gesunden Mittelweg: genug Begrünung, um die Erosion zu verhindern, aber auch Luft zum Boden lassen.» Und nicht zu vergessen: der administrative Aufwand mit Bürokratie und Dokumentationen für Bio-Zertifikate, der häufig unterschätzt wird.
Biodynamik: ein spürbares Erlebnis
Doch schmeckt man eigentlich das Bio im Biowein? «Kurz gesagt: Ja, manchmal», lacht Schwegler. «Der Geschmack entsteht vor allem im Weinberg und spiegelt das Terroir authentisch wider.» Gerade biodynamische Weine haben eine Besonderheit: «Man kann sie nicht immer direkt schmecken, aber definitiv spüren – als Erlebnis sowie als Verbindung zwischen Natur und Mensch.»
Mancher mag behaupten, Bio sei nur Marketing. Doch Schwegler begegnet diesen Vorwürfen mit Überzeugung: «Bio ist viel mehr als ein Label. Bioproduzenten leben diesen Weg aus Überzeugung – nicht wegen des Geldes. Der Mehraufwand ist riesig und macht Bio definitiv nicht zur einfachen Cash-Cow.» Das sei Ehrensache für Verfechter der Bio-Landwirtschaft.
Biodiversität und neue Rebsorten
Auch auf den Trend der PIWI-Rebsorten, die weniger Pflanzenschutz brauchen, setzt die Staatskellerei Zürich. «Solaris ist zum Beispiel eine PIWI-Sorte», erklärt Schwegler. «Sie sind ein wichtiger Baustein, um Erträge nachhaltig zu sichern und den Energieverbrauch, durch weniger Spritzgänge, zu senken.» Gerade im feuchten Klima sei dies ein echter Fortschritt und ein nachhaltiger Weg für die Zukunft. Ein weiterer zentraler Punkt für die Zukunft ist die Biodiversität. «Sie ist die Grundlage unserer Weinberge», sagt Christoph Schwegler. Schafe grasen in den Rebbergen, Nistkästen und Bienenhotels bieten Nützlingen ein Zuhause. Diese natürliche Vielfalt schützt vor Schädlingen und Erosion – eine lebendige Symbiose, die weit über das reine Rebenziehen hinausgeht.
Wie sieht die Zukunft von bio- und biodynamischen Weinen aus?
Und wie sieht der Geschäftsführer der Staatskellerei Zürich die Zukunft des Weinbaus sowie von bio- und biodynamischen Weinen? «Ganz klar lässt sich das heute noch nicht abschätzen. Aber Bio wird keine kleine Nische bleiben, sondern immer wichtiger werden», meint er zuversichtlich. Die öffentliche Meinung gegenüber Pflanzenschutzmitteln ändert sich rapide, die Gesellschaft akzeptiert und fordert nachhaltige Konzepte. «Ich hoffe sehr, dass mehr Menschen den Bio-Weg entdecken – vor allem die junge Generation, die sich für die Geschichte hinter dem Wein begeistert, gilt hierbei als zentrale Triebfeder.» Natürlich bleibe der Markt komplex, und die Angst vor Ertragsausfällen hemme selbstverständlich noch bei der Umstellung. Doch für Christoph Schwegler ist klar: Der biologische und biodynamische Weinbau ist kein Trend – er ist die Zukunft.
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