weinwissen
Rioja –
ein grosser Klassiker schnell erklärt
Seit Jahrhunderten zählt das Weinbaugebiet Rioja zu den bedeutendsten in Europa. Wie die Rotweine aus dieser Region schmecken, wo das Anbaugebiet liegt, welche Rebsorten verwendet werden und welche Qualitätsstufen es gibt – eben alles, was man über die Klassiker aus Rioja wissen muss, lesen Sie hier.
von Anselm Link am 13.02.2024
Benannt sind die Rioja-Weine nach ihrer Herkunft, der autonomen Gemeinschaft La Rioja im Norden Spaniens. Genauer gesagt befindet sich das traditionsreiche Terroir in der geografischen Region Oberer Ebro, wo es sich über 100 Kilometer Länge und 40 Kilometer Breite zu beiden Seiten des Flusses Ebro in den autonomen Regionen La Rioja, Baskenland und Navarra erstreckt. Von Tormantos bis Alfaro, der westlichen und östlichen Grenze des Territoriums, gibt es zwischen Atlantik und Mittelmeer knapp 67'000 Hektar Rebfläche, die sich auf 571 Weingüter und 144 Gemeinden verteilen. Je nach ihrer geografischen Lage wird innerhalb der Rioja nochmals zwischen drei Subregionen unterschieden, die um die Stadt Logroño herum liegen.
Die Zone der Rioja Alta ist sozusagen das altehrwürdige und traditionsreiche Anbaugebiet, hier sind viele namhafte Produzenten zu Hause. Die Rioja Alta liegt südlich des Ebro und westlich von Logroño. Die Weinberge reichen bis in Höhen von 800 Metern und profitieren von mässigenden Einflüssen durch den Atlantik. Zugleich bewahrt das Kantabrische Gebirge die Rioja Alta vor heftigen Regengüssen oder Gewittern, die vom Meer kommen. Die Rioja Alavesa hingegen verkörpert so etwas wie den innovativen Impulsgeber der Region, zahlreiche moderne Topweingüter haben sich in der jüngeren Vergangenheit hier niedergelassen, denn es gibt viele alte Rebberge, die im anspruchsvollen Klima der Alavesa besonders exquisites Lesegut hervorbringen. Das Gebiet liegt westlich von Logroño, am Nordufer des Flusses Ebro in den Ausläufern des Kantabrischen Gebirges, in dessen Schutz die Weinberge liegen. Ähnlich wie in der Rioja Alta herrschen hier kontinentale und maritime Einflüsse. Unter dem Strich ist das Klima jedoch etwas kühler und rauer. Die Zone östlich von Logroño wird Rioja Oriental genannt und liegt am südlichen Ufer des Ebro. Das Klima ist hier weniger maritim, sondern stärker kontinental geprägt, mit heissen Sommern und kalten Wintern; zudem sind die jährlichen Niederschläge recht gering, was den Anbau in vielen Jahren zu einer Herausforderung macht. Im Vergleich zu den Weinen der Rioja Alta und der Rioja Alavesa sind die Weine von hier meist von etwas einfacherer Qualität.
Rioja, der traditionsreichste und wohl bekannteste spanische Rotwein ist fast immer ein Verschnitt traditioneller Rebsorten. Dabei dürfen sogar bis zu 15 Prozent weisse Trauben mitverarbeitet werden, in der Praxis spielen bei den Top-Produzenten aber meist nur rote Varietäten die Hauptrolle: Die Basis der Rioja-Cuvées bildet üblicherweise die fruchtige Tempranillo-Traube, ergänzt von der Würze der Garnacha sowie der intensiven Farbe und dem kräftigen Aroma der lokalen Rebsorten Mazuelo und Graciano.
Ausnahmen bestätigen diese Regel: Denn während manche Erzeuger auch sortenreine Weine aus Tempranillo oder Garnacha herstellen, besitzen einige wenige Produzenten die Sondergenehmigung, neben den traditionellen Rebsorten auch kleine Anteile Cabernet Sauvignon zu verwenden.
Fast nur historischen Wert geniesst die ebenfalls für den Anbau zugelassene Sorte Maturana Tinta, die alkoholreiche und säurearme Rotweine hervorbringt, aufgrund ihrer Frostempfindlichkeit aktuell aber lediglich noch auf wenigen Hektar kultiviert wird.
Stilistisch orientieren sich die Winzerinnen und Winzer der Rioja schon seit der Mitte des 19. Jahrhunderts am Vorbild des Anbaugebietes Bordeaux und lassen einen hohen Anteil ihrer Rotweine in kleinen 225-Liter-Eichenfässern, den sogenannten Barricas reifen. Das prägt den Stil der roten Riojas entscheidend, denn dadurch erhalten die Weine rauchige, erdige und würzige Aromen, und gewinnen an Konzentration sowie Struktur. Während im 20. Jahrhundert für den Ausbau üblicherweise fast ausschliesslich Fässer aus neuer amerikanischer Eiche verwendet wurden, steht bei vielen Winzerinnen und Winzern inzwischen französisches Holz ebenfalls hoch im Kurs. Manche Produzenten setzen auch auf eine Kombination aus beidem, damit sich die unterschiedlichen Aromen gegenseitig ergänzen. Denn während das grossporige amerikanische Holz den Wein schneller reifen lässt und mit Nuancen von Vanille und Kokos "parfümiert", sorgt die feinporige französische Eiche für einen langsameren Entwicklungsprozess und Noten von Tabak, Zigarren und Zedernholz.
Roter Rioja ist immer ein trockener Wein – in der Tat sind die meisten Riojas sogar knochentrocken, ohne den geringsten Restzucker. Wenn man dennoch ein wenig Süsse schmeckt, kommt das von der aromatischen Konzentration und der hohen Reife der Früchte: Zusätzlich zu den Noten von Erdbeeren und Himbeeren können rote Riojas bei zunehmender Lagerung dann intensive Nuancen von süssen Backpflaumen oder getrockneten Feigen entwickeln. Neben den vielfältigen Aromen von roten und schwarzen Früchten gehören auch ein hoher Gehalt an seidigen Tanninen sowie eine rassige, frische verleihende Säure zu den Kennzeichen der Rotweine aus Rioja. Ein Hauch von Gewürzlorbeer, getrockneten Kräutern und Tomatenblättern lässt sich im Bouquet ebenfalls oft wiederfinden. Und wenn die Weine in Eichenfässern gereift sind, gehören auch Tabak, Kaffee, Vanille, Leder und Nelken zum facettenreichen Duft- und Geschmacksspektrum.
Alle höherwertigen Rotweine aus Rioja, die nicht als Jungwein ("Joven") oder kurz im Holzfass gereifter Wein ("Roble") vermarktet werden, reifen mindestens ein Jahr in kleinen Fässern aus amerikanischer oder französischer Eiche, bevor sie anschliessend noch in Flaschen gelagert werden. Je nach der Dauer der Verfeinerung gibt es drei traditionelle Bezeichnungen respektive Reifeklassifizierungen – Crianza, Reserva und Gran Reserva. Als Faustregel gilt: Je höher die Kategorie, desto länger ist die Reifezeit und umso mehr nehmen Geschmackstiefe, Struktur und Lagerpotenzial zu. Abseits dieser traditionellen Rioja-Klassifikation haben sich in jüngerer Vergangenheit zwei weitere Kategorien etabliert, die die althergebrachte Systematik ergänzen und den Stil der Region etwas moderner interpretieren: Viñedos Singulares und Vinos de Autor.
Rioja Crianza
Die Weine dieser Kategorie müssen mindestens 12 Monate in 225-Liter-Eichenfässern verbringen und eine Mindestreifezeit von 2 Jahren aufweisen. Dabei können die zweiten 12 Monate des Reifeprozesses entweder im Fass oder in der Flasche verbracht werden, auch eine Kombination aus beidem ist möglich. Ein Crianza-Wein zeigt immer eine Harmonie zwischen den fruchtigen Aromen des Weins und den holzigen Nuancen des Fasses.
Rioja Crianza
Die Weine dieser Kategorie müssen mindestens 12 Monate in 225-Liter-Eichenfässern verbringen und eine Mindestreifezeit von 2 Jahren aufweisen. Dabei können die zweiten 12 Monate des Reifeprozesses entweder im Fass oder in der Flasche verbracht werden, auch eine Kombination aus beidem ist möglich. Ein Crianza-Wein zeigt immer eine Harmonie zwischen den fruchtigen Aromen des Weins und den holzigen Nuancen des Fasses.
Rioja Reserva
Bei der Kategorie Reserva kann die Reifezeit im Holz und in der Flasche ebenfalls individuell interpretiert werden, wobei mindestens 12 Monate im 225-Liter-Eichenfass sowie 6 Monate in der Flasche vorgeschrieben sind und die Gesamtreifezeit 3 Jahre betragen muss. Im Vergleich zu den Crianzas zeichnen sich Reserva-Weine durch ihre grössere Komplexität aus und verbinden drei Arten von Aromen: fruchtige, rauchig-holzwürzige und tertiäre Reifenoten wie Tabak, Leder und Trüffel.
Rioja Gran Reserva
Nach der traditionellen Rioja-Klassifikation geniessen Weine mit der Bezeichnung Gran Reserva das höchste Prestige, es sind Weine aus grossen Jahrgängen. Sie reifen deutlich länger als Weine der Kategorien Crianza und Reserva – mindestens 2 Jahre in 225-Liter-Eichenfässern sowie 5 Jahre Gesamtreifezeit sind vorgeschrieben. In ihrem komplexen Geschmack vereinen Gran Reservas primäre, sekundäre und tertiäre Nuancen zu grosser aromatischer Intensität und zeigen sich am Gaumen zugleich sehr fein strukturiert und elegant.
Rioja Gran Reserva
Nach der traditionellen Rioja-Klassifikation geniessen Weine mit der Bezeichnung Gran Reserva das höchste Prestige, es sind Weine aus grossen Jahrgängen. Sie reifen deutlich länger als Weine der Kategorien Crianza und Reserva – mindestens 2 Jahre in 225-Liter-Eichenfässern sowie 5 Jahre Gesamtreifezeit sind vorgeschrieben. In ihrem komplexen Geschmack vereinen Gran Reservas primäre, sekundäre und tertiäre Nuancen zu grosser aromatischer Intensität und zeigen sich am Gaumen zugleich sehr fein strukturiert und elegant.
Viñedos Singulares
Erst seit 2017 gibt es diese Kategorie herkunftsgeprägter Terroirweine. Die Trauben stammen aus kleinen Einzellagen, die sich meist durch alten Rebbestand und ein aussergewöhnliches Mikroklima auszeichnen – nur in besonders guten Jahrgängen wird daraus separat Wein produziert. Zwar sind die Viñedos Singulares noch immer recht selten, gewinnen jedoch langsam aber sicher an Bedeutung. Qualitativ sind diese Weine aus Einzellagen mit den besten Weinen der Kategorie Gran Reserva gleichzusetzen und sind oft nur in limitierter Stückzahl verfügbar.
Vinos de Autor
Dabei handelt es sich um keine offizielle Klassifikation des Rioja-Konsortiums, sondern eher um eine hochwertige Kategorie für stilistische Freigeister: Vom internationalen Trend der "Garagenweine" inspiriert, haben einige ambitionierte Weingüter begonnen, das beste Lesegut aus privilegierten Parzellen separat auszubauen und den klassischen Stil der Region etwas moderner zu interpretieren – mit internationalen Sorten und kürzeren Reifezeiten. Qualitativ befinden sich die besten Vinos de Autor auf Augenhöhe mit exzellenten Gran Reservas und Viñedos Singulares, und sind häufig nur in begrenzter Anzahl verfügbar.
Vinos de Autor
Dabei handelt es sich um keine offizielle Klassifikation des Rioja-Konsortiums, sondern eher um eine hochwertige Kategorie für stilistische Freigeister: Vom internationalen Trend der "Garagenweine" inspiriert, haben einige ambitionierte Weingüter begonnen, das beste Lesegut aus privilegierten Parzellen separat auszubauen und den klassischen Stil der Region etwas moderner zu interpretieren – mit internationalen Sorten und kürzeren Reifezeiten. Qualitativ befinden sich die besten Vinos de Autor auf Augenhöhe mit exzellenten Gran Reservas und Viñedos Singulares, und sind häufig ebenfalls nur in begrenzter Anzahl verfügbar.
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