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Le P'tit Martien – Frucht-Säure-Spiel vom Allerfeinsten

Ursprünglich ist die aromatische Rebsorte Petit Manseng im Südwesten Frankreichs zuhause. Weil sie in der AOC Provence nicht zu den klassifizierten Sorten zählt, muss dieser Wein hier schlicht als «Vin de France» etikettiert werden. Das mindert den Spassfaktor allerdings nicht im Geringsten – Frucht-Säure-Spiel vom Allerfeinsten.

von Anselm Link am 21.06.2024

Weinberge mit Blick aufs Mittelmeer
Von Sonne und maritimen Winden verwöhnt: Die Weinberge von Bormettes geniessen einen herrlichen Blick aufs Mittelmeer

Weinberge mit Blick aufs Mittelmeer

Schon seit dem 10. Jahrhundert wird in dem Gebiet, auf dem sich heute das Château des Bormettes befindet, Weinbau betrieben – ein traditionsreicher und zauberhaft schöner Ort mit einer mehr als tausendjährigen Geschichte. Im 16. Jahrhundert machten hier noch Mönche ihren Wein, bevor der berühmte Maler Horace Vernet das 1855 erworbene Anwesen modernisierte und ein Schloss erbauen liess. Seine aktuelle Form als Familienbetrieb nahm das Gut, das heute von Fabrice Faré geführt wird, erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts an.


Das Weingut und die umliegenden Rebgärten befinden sich in herrlicher Lage, nur 900 Meter vom Mittelmeer entfernt. Das Terroir ist aber nicht nur wunderschön, sondern zählt auch qualitativ zum besten, was die Provence zu bieten hat: Die Cru-Appellation La Londe, zu der die Parzellen von Château des Bormettes gehören, ist eine der wenigen eng umgrenzten Herkunftsbezeichnungen, mit denen die privilegierten Weinberge der weitläufigen Weinregion Côtes de Provence hervorgehoben werden. Die Rebfläche des Gutes umfasst 75 Hektar mit quartz- und schieferhaltigen Böden, umgeben von 150 Hektar unberührter Natur, die mit Wald und Garrigue, der typischen südfranzösischen Strauchheide, bewachsen sind.

Erstmals erwähnt wurde die weisse Sorte Petit Manseng 1562 in der südwestfranzösischen Region Jurançon – damals noch unter der Bezeichnung «vinhe mansengue». Aus dem Jahr 1783 liegen dann schriftliche Zeugnisse vor, in denen erstmals zwischen einer Sorte mit kleinen Beeren (Petit Manseng) und einer mit grossen Beeren (Gros Manseng) unterschieden wurde. Grössere Beeren bedeuten zwar höheren Ertrag, doch als feinere und hochwertigere Variante gilt Petit Manseng. Deren Herkunft konnte, wenigstens zur Hälfte, durch DNA-Untersuchungen geklärt werden: Die kleinbeerige Sorte stammt vom Traminer (Savagnin Blanc) ab, was ihr grosses aromatisches Potenzial erklärt. Darüber hinaus ist die eher spät reifende Varietät Petit Manseng auf Grund ihrer dicken und harten Beerenhaut nicht nur äusserst widerstandsfähig, sondern besitzt auch die Fähigkeit zu einer enormen Konzentration von Zucker bei gleichzeitig gutem Erhalt der Säure. Mit anderen Worten: Petit Manseng ist wie geschaffen zur Produktion von Süssweinen. Denn die Sorte ist ausgesprochen fäulnisresistent und ermöglicht dadurch extrem späte Lesetermine, wodurch sich Aromen in den Trauben stark verdichten. Ist das Lesegut vollkommen gesund, können daraus aber nicht nur beeindruckende Süssweine, sondern auch sehr gehaltvolle und geschmacksintensive, trockene Weissweine gekeltert werden, die sich neben üppigen Noten tropischer Früchte durch einen hohen Alkohol- und Säuregehalt sowie ein gutes Alterungspotenzial auszeichnen. 

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Das altehrwürdige Château inmitten von Wald und Weinreben

Honigartige Fülle moderiert von zitrusartiger Frische

Mit grossem Erfolg ist es bei Château des Bormettes gelungen, die aus der Gascogne stammende Rebsorte Petit Manseng nun auch in der Provence anzusiedeln. Aus den hochreifen Trauben hat der Önologe Christophe Deffilippi mit Le P'tit Martien 2022 einen intensiven Weisswein vinifiziert, der mit seinem aussergewöhnlichen Wechselspiel von konzentrierter Frucht und attraktiver Frische begeistert.


Um diese Balance von Lebendigkeit und Intensität vollständig zu erhalten, fand der grösste Teil der Lese bei kühleren Nachttemperaturen statt. Anschliessend wurde das Lesegut schnell in die Kellerei transportiert, wo die Trauben mit pneumatischen Pressen bei niedrigem Druck langsam und schonend entsaftet wurden. Nach der Gärung bei kontrollierter Temperatur in eiförmigen Betontanks reifte der Wein zur Harmonisierung noch sechs Monate auf der Feinhefe und präsentiert sich nun mit reichlich Pfirsich und Litschi in der fruchtbetonten Nase, ergänzt von einem Hauch Zitronengras und Holunderblüte. Am Gaumen folgt ein druckvoller und zugleich tänzerischer Auftakt mit viel weisser und gelber Frucht, unterlegt von Birnenblüte, feiner Ingwerwürze sowie einem angenehmen Spiel zwischen zitrusartiger Frische und honigartiger Fülle im Finish.

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